Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Aichach
Die Anfänge der evangelischen Diaspora (d. h. „weit verstreute Gemeinde“) im Aichacher Land reichen bis in die Mitte des 19. Jh. zurück. Nach den Aufzeichnungen des katholischen Stadtpfarrers Danhauser lebte 1860 nur ein einziger Protestant in Aichach. Mit der Volkszählung von 1895 ergab sich für Aichach und Umgebung bereits eine Anzahl von 125 Protestanten, wobei sich die Mehrheit auf Aichach und Pöttmes verteilte.
Die Kirchensprengel-Aufteilung von damals entsprach nicht der heutigen: Die Evangelischen „links der Paar“ gehörten der Kirchengemeinde Ludwigsmoos an, die „rechts der Paar“ zu Kemmoden, einem Dorf zwischen Gerolsbach und Jetzendorf. Beide Gemeinden waren die Pole der frühen evangelischen Diaspora im Aichacher Raum.
Die Sprengelbildung hatte nur bis 1902 Bestand. Dann wurden die evangelischen Bewohner Aichachs und weiterer 14 Dörfer im Umkreis nach St. Ulrich eingepfarrt. Somit wurde Aichach von Augsburg mitversorgt. Gottesdienste wurden in Aichach nicht gehalten, allenfalls kam ein Geistlicher von St. Ulrich zu einer Beerdigung in die Außenbezirke.
Diese eher dürftigen Verhältnisse dauerten bis 1906 an, als von den evangelischen Christen der „Evangelische Verein“ gegründet wurde. Sein Ziel war die Gründung einer eigenen Gemeinde und der Bau einer Kirche in Aichach. Im selben Jahr – am 16. Dez. 1906 – wurde in Aichach der erste evangelische Gottesdienst gefeiert. Gottesdienstraum war für anderthalb Jahrzehnte der Rathaussaal. Die Gottesdienste wurden ab 1909 vorwiegend von den Pfarrern der neu erbauten Strafanstalt gehalten, nachdem man dort auch eine Stelle für einen evangelischen Geistlichen eingerichtet hatte. Evang. Anstaltsgeistliche
Als der Rathaussaal im Jahre 1921 für Büroräume benötigt wurde, fanden die Gottesdienste im alten Postgebäude in der Steubstraße statt (Steubhaus). Nach sechs Jahren wurden diese Räume wiederum für Schulzwecke genutzt, so dass sich die Evangelischen eine andere Bleibe suchen mussten. Der letzte Gottesdienst im ehemaligen Postgebäude fand zu Ostern 1927 statt.
Dank der Rührigkeit des „Evangelischen Vereins“ wurde der Bau einer Kirche schließlich 1927/28 realisiert. Die Kirche am Jakobiweg wurde am 15. Juli 1928 eingeweiht. Sie hatte etwa 105 Sitzplätze und war quadratisch angelegt.
Erbauer der Kirche war der Münchener Architekt Prof. German Bestelmeyer. Sein Entwurf war wegweisend für den Kirchenbau vieler evangelischer Kirchengemeinden im süddeutschen Raum.
Trotz der Bemühung um Eigenständigkeit blieb Aichach Tochterkirchengemeinde von St. Ulrich bis 1931 und von da an Tochterkirchengemeinde von St. Matthäus, nachdem Hochzoll eine eigenständige Pfarrei geworden war. Der „Evangelische Verein“ wurde nach dem Ermächtigungsgesetz Hitlers 1933 aufgelöst. Immerhin hatte er bis dahin wesentliche Ziele erreicht.
Die Betreuung der Aichacher durch die Pfarrer von Hochzoll blieb bis 1946 erhalten. Die Tochtergemeinde Aichach erlebte den Zuzug vieler Flüchtlinge. Die Volkszählung von 1946 ergab 1933 Seelen. Davon wurden 854 allein in Aichach registriert, der Rest verteilte sich auf 64 Dörfer – Diaspora im wahrsten Sinne. Die meisten Evangelischen sind nach Kriegsende aus Ungarn, Siebenbürgen, Jugoslawien, Sudentenland, Schlesien und Bessarabien zugezogen.

Als Pfarrer Fritz Hübner am 8. Januar 1947 als „Amtsaushilfe“ nach Aichach versetzt wurde, konnten jeden Sonntag Gottesdienste abgehalten werden. Im Jahr darauf wurde Aichach „Exponiertes Vikariat“, so dass der Gemeinde ein eigener Pfarrer zustand. Dennoch fanden fürs erste auch noch Gottesdienste in den Außenstellen Kühbach, Inchenhofen, Schiltberg, Sielenbach, Obergriesbach und Tödtenried statt.
Begleitet wurde Pfr. Hübner von seiner Ehefrau Elisabeth Hübner, die den Dienst am Harmonium bzw. an der Orgel übernahm. Auch sonst stand sie ihm tatkräftig zur Seite: Sie engagierte sich im Konfirmandenunterricht, gründete den Mütterkreis und leitete den Kirchenchor (siehe → Geschichte des Kirchenchors!).
Mit dem Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen war die Zahl der Evangelischen stark angestiegen, so dass die Kirche bald zu klein wurde. In den Jahren 1954/55 wurde sie um ein Drittel erweitert. Die Wiedereinweihung fand am 23. Okt. 1955 statt. In die Amtszeit von Pfarrer Hübner fällt auch der Bau des Pfarrhauses 1958. Aus dem „Exponierten Vikariat“ war nämlich eine selbständige Pfarrei geworden. Zur Kirchengemeinde kam nun das Gebiet um Altomünster und Kleinberghofen dazu.
Die Schulsituation bot sich damals in Aichach folgendermaßen dar: Am 1.09.1949 wurde in der Amtszeit von Pf. Hübner die Evangelische Bekenntnisschule errichtet, und zwar zweiklassig. Die Klassen 1 – 4 unterrichtete Oberlehrerin Magdalena Herbert, wobei in den ersten drei Schuljahren (1949 – 1951) Frl. Anna Ratzky als Lehrkraft für die Unterstufe zuständig war. Die Klassen 5 – 8 unterrichtete Schulleiter und Hauptlehrer Hans Höfer. Zum Schuljahr 58/59 erfolgte der Umzug von der Steubstraße in das neu errichtete Volksschulgebäude an der Ludwigstraße (heute Ludwig-Steub-Grundschule).
Das Jahr 1968 bedeutete das Ende der Evangelischen Bekenntnisschule, die bis dahin 19 Schuljahre existiert hatte. Per Volksentscheid vom 7.07.68 und anschließender Änderung der Bayerischen Verfassung wurde sie landesweit in die Christliche Gemeinschaftsschule übergeführt.

Als Pfarrer Fritz Hübner 1975 in den Ruhestand ging, wohnten ca. 2500 Seelen im Kirchensprengel. Davon waren allein 1100 evangelische Christen im Aichacher Stadtgebiet ansässig, so dass unter dem Nachfolger Pfarrer Jörg Amlong (1975 – 1985) neben der Kirche 1979 ein eigenes Gemeindehaus erstellt wurde. Zu dieser Zeit hieß die evangelische Kirche bereits „Paul-Gerhardt-Kirche“. Im Jahr zuvor hatte im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums am 16. Juli 1978 die feierliche Namensverleihung stattgefunden.

Da auch im Raum Altomünster die Zahl der Evangelischen stetig anwuchs (im Jahre 1999 ca. 750 evangelische Christen), entstand unter Pfarrer Wilfried Stepp (1985 – 2002) im Jahre 1991 das Gemeindezentrum Altomünster an der Steinbergstraße.
Davor hatten sich die Altomünsterer Gemeindeglieder mit etlichen Provisorien abfinden müssen. Während es vor 1945 in Altomünster keine evangelischen Gottesdienste gab, feierten die Evangelischen nach dem Krieg mangels eigener Räumlichkeiten ihren Gottesdienst im Sommer in der Loretokapelle, während ihnen im Winter das 1826 erbaute Schulhaus zur Verfügung stand. Mitte der 50er Jahre zogen sie dann in das 1912 erbaute Schulhaus um, das heute den Kindergarten, die Volksbücherei und Vereinsräume beherbergt. Von 1978 – 1990 überließ die Marktgemeinde Altomünster den evangelischen Gläubigen den ehemaligen Kindergarten im Haus St.-Birgitten-Hof 6 (heute Museum) für ihre Gottesdienste.
Als schließlich am 21. Juli 1991 das neue Gemeindezentrum von dem Augsburger Dekan Dr. Rudolf Freudenberger eingeweiht worden war, konnte eine Lokalzeitung zu Recht davon sprechen, dass die Herbergssuche der evangelischen Christen in Altomünster ein glückliches Ende gefunden hat.
Die bislang letzte Baumaßnahme bestand 2003 in der Renovierung des Pfarrhauses sowie der Angliederung des Pfarrbüros an das Pfarrhaus (neu entstandener blauer Anbau neben dem Jakobiweg). Vorher war das Büro der Pfarramtssekretärin neben der Sakristei, später im Pfarrhaus selbst untergebracht.
Im Oktober 2002 wurde Pfarrer Wilfried Stepp nach 17 Jahren segensreicher Tätigkeit von der Aichacher Kirchengemeinde mit einer großen Feier in den Ruhestand verabschiedet.

Nachfolger wurde Pfarrer Markus Berndt (2002 – 2010), der in der Kirchengemeinde kein Unbekannter war, da er schon seit Februar 2001 das Aichacher Pfarrvikariat vertreten hatte. Es vergingen fünf Monate, bis die zweite Pfarrstelle mit Pfarrerin Pia Werner zum 1. April 2003 besetzt wurde. Leider kam es im Laufe der Amtsführung von Pfarrer Berndt immer wieder zu Konflikten, die das harmonische Gemeindeleben trübten.
Ein erster Streitpunkt war das neu renovierte Pfarrhaus, das lange leer stand, weil Pfr. Berndt und seine Frau erst im Sommer 2005 der üblichen Residenzpflicht nachkamen. In der Zwischenzeit war Pfrin. Pia Werner im Februar 2005 nach München abberufen worden, wobei auch das zunehmend frostigere Verhältnis zum Pfarramtsführer eine Rolle gespielt hatte.
Frau Werner hatte sich in den 22 Monaten ihres Wirkens in der Gemeinde – auch bei den katholischen Glaubensbrüdern – viel Sympathie erworben. Nach ihrem Weggang blieb die 2. Pfarrstelle bis zum Ende des Jahres vakant, bis Pfarrer Hans Hertel seinen Dienst am 1. Januar 2006 als zweiter Pfarrer antrat.
Beide Pfarrer brachten die Feierlichkeiten am 22. Juli 2008 zum Jubiläum „80 Jahre Evangelische Kirche in Aichach“ erfolgreich über die Bühne. Den Hauptanteil der Organisation trug Pfarrer Hans Hertel, denn auch hier war die Zusammenarbeit von Dissonanzen und Entfremdung geprägt. Da sich auch die Probleme im angemessenen Umgang Pfarrer Berndts mit anderen Mitarbeitern häuften, fand im Sommer 2008 eine ausgiebige Mediation zwischen den Konfliktparteien statt, die allerdings scheiterte.
Der Unmut über Pfarrer Berndts Verhalten gegenüber ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern kulminierte schließlich Anfang 2009 im Rücktritt von fünf Kirchenvorsteherinnen, so dass der Kirchenvorstand als leitendes Gremium der Gemeinde nicht mehr beschlussfähig war und sich der Landeskirchenrat in München gezwungen sah, angesichts der Konfliktsituation ein Nichtgedeihlichkeitsverfahren einzuleiten. Somit durfte Pfr. Berndt seinen Dienst in der Kirchengemeinde Aichach ab 30. Januar 2009 bis zum Abschluss des Klärungsverfahrens nicht mehr ausüben. Die Vertretung übernahm ab diesen Zeitpunkt der zweite Pfarrer Hans Hertel.

Die Zeit der Klärung überbrückte Pfr. Hans Hertel als alleiniger Seelsorger dank seiner Einsatzbereitschaft und dank des Engagements zahlreicher Ehrenamtlicher. So wurden Gottesdienste von Pfrin. i. R. Heilwig Anschütz übernommen sowie von den Lektoren Wolfgang Hilf, Hanne Senger und Hans-Joachim Pittius. Zum 1. September 2009 wurde der Gemeinde zur Verstärkung Diakon Steffen Maly-Motta mit einer halben Stelle zugeteilt, der sich vor allem um die Jugend- und Konfirmandenarbeit kümmerte. Da Pfarrer Hertel sich zum 1. Juli 2010 an die St. Peterskirche in Nürnberg versetzen ließ, übernahm seine Stelle aushilfsweise für 7 Monate Pfarrer Reinhard Wemhöner aus Augsburg.
Das Nichtgedeihlichkeitsverfahren zog sich länger hin als vorhergesehen. Im Juli 2009 entschied der Landeskirchenrat, dass die Übertragung der Aichacher Pfarrstelle an Pfr. Berndt zum 31.07.2009 aufgehoben und er mit gleichem Datum in den Wartestand versetzt wird. Nach weiteren juristischen Auseinandersetzungen versetzte die bayerische Landeskirche Pfr. Markus Berndt wegen Dienstunfähigkeit aus gesundheitlichen Gründen ab 1.08.2010 in den Ruhestand. Damit war der Weg frei für die Ausschreibung der ersten und zweiten Pfarrstelle.
Wichtig war für den Kirchenvorstand, dass die neuen Pfarrer das Konzept der Jugendarbeit übernehmen, das Pfarrer Berndt entworfen und um das er sich zweifellos große Verdienste erworben hat. Das galt vor allem für die alljährlichen Konfirmandenfreizeiten in den Lutherstädten Worms und Wittenberg, die vom Mitarbeiterkreis der Jugend vorbildlich durchgeführt wurden.

Den Vorstellungen des Kirchenvorstands entsprach voll und ganz Pfarrer Winfried Stahl, der sich nach 16-jähriger Tätigkeit an der Amberger Auferstehungskirche zu verändern wünschte und sich um die in Aichach frei gewordene Stelle beworben hatte. Nach dem Auszug von Pfr. Berndt im August 2010 und der Renovierung des Pfarrhauses zog Pfr. Stahl mit seiner Familie nach Aichach um und bekleidete die erste Pfarrstelle offiziell zum 1. Dezember 2010. Die feierliche Amtseinführung in der Paul-Gerhardt-Kirche erfolgte am Sonntag darauf durch Dekan Stefan Blumtritt. Mit diesem Neuanfang gelang es, wieder Ruhe und Kontinuität ins Gemeindeleben zu bringen.
Pfarrer Winfried Stahl füllte seinen Dienst bis zum Eintritt in den Ruhestand am 31. August 2021 aus.
Zur selben Zeit wurde Pfr. Reinhard Wemhöner nach seiner 7-monatigen Aushilfstätigkeit nach Vohburg an die Johanneskirche versetzt. Da Ende Februar 2011 auch Diakon Steffen Maly-Motta nach Gersthofen abberufen wurde – lediglich die Betreuung der Konfirmanden bis zur Einsegnung im Mai 2011 konnte er fortführen – entstand wieder ein personeller Engpass, den Pfarrer Stahl allein zu überbrücken hatte. In diese Zeit fiel die Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen des evangelischen Gemeindezentrums in Altomünster. Zu dem feierlichen Ereignis waren auch die Geistlichen eingeladen, die an der Verwirklichung des Bauwerks maßgeblich beteiligt waren: Pfr. Jörg Amlong, Pfr. Wilfried Stepp und Dekan Rudolf Freudenberger.

Erst zum 1. September 2011 konnte die 2. Pfarrstelle wieder besetzt werden. Im Gottesdienst vom 11.09.11 führte Dekan Stefan Blumtritt die von St. Martin in Schwabach kommende Pfarrerin Gabriele Buchholz feierlich in ihr Amt ein. Nun konnten die vielfältigen Aufgaben im weitläufigen Kirchensprengel zwischen beiden Pfarrern angemessen aufgeteilt werden. Auch mit der Jugend- und Konfirmandenarbeit wurde die gebürtige Niedersächsin anteilsmäßig betraut.
Im Rahmen des Gemeindefestes in Altomünster am 24. Juni 2012 wurde Pfrin. i. R. Heilwig Anschützverabschiedet. Seit sie mit ihrem Mann Lienhard, der bis zu seiner Pensionierung eine Pfarrstelle in Franken inne hatte, im Jahre 2003 nach Sainbach bei Inchenhofen gezogen war, hatte sie in Aichach und Altomünster immer wieder Gottesdienste gehalten. Weitere Verdienste der musikbegeisterten Pfarrerin waren die Gründung eines Posaunenchors, die Mitwirkung im Kirchenchor und die Begleitung gemeindlicher Feiern am Klavier. Der Umzug des Ehepaars Anschütz von Sainbach nach Ottobrunn ins Betreute Wohnen war aus gesundheitlichen Gründen notwendig geworden.
Eine ähnliche Musikbegeisterung prägte Pfarrer Winfried Stahls Amtszeit von Anfang an. Er gründete zwei Kinderchöre, bot Musikfreizeiten an, studierte mit Kindern Musicals zu biblischen Themen ein, deren Aufführung in Altomünster und Aichach auf große Resonanz stießen, und begleitete Kinder- und Jugendchor sowie sangesfreudige Gruppen mit Gitarre, Klavier oder Keyboard. Tatkräftig unterstützt wurde er in Gottesdiensten und zu anderen Anlässen von Gregor Holzapfel mit seiner Jugendband, der sich schon zu Pfarrer Berndts Zeiten als Bandleader und Projektleiter in der Gemeinde einen Namen gemacht hatte. In dieses Umfeld fügte sich nahtlos die

Diakonin Marlene Lucke (geb. Buheitel) ein, die vom evangelischen Jugendwerk im Dekanat Augsburg kam und ab September 2012 die halbe Diakonstelle besetzte, auf die die Kirchengemeinde Aichach-Altomünster Anspruch hatte. Dank ihrer Ideen verlieh sie der Jugendarbeit frische Impulse, belebte Jugendgottesdienste mit schwungvollen geistlichen Liedern, rief einen Jugendausschuss ins Leben sowie Traineekurse für die ehemaligen Konfirmanden. Auf diese Weise sorgten mannigfache Aktivitäten und neue Akzente für ein lebendiges, von vielen ehrenamtlichen Jugendlichen getragenes Gemeindeleben. Nach gut 4 ½ Jahren fruchtbaren Wirkens wurde Marlene Lucke am 2. April 2017 in den Mutterschutz verabschiedet.
Ihre Stelle übernahm im September 2017 die Gemeindediakonin Marlene Höhn (geb. Winkler) aus Mittelfranken. Nach dem Abschluss ihres Diakonik-Studiums in Rummelsberg trat sie in Aichach-Altomünster ihren Dienst als Diakonin an. Mit einer halben Dienststelle war sie schwerpunktmäßig für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig. Sie organisierte zusammen mit Ehrenamtlichen Kinderfreizeiten, Jugendgottesdienste und Jugendtreffs. Ihr oblag die Ausbildung von Jugendlichen zu Mitarbeitern (Trainee-Angebote). Außerdem brachte sie sich in die Konfirmandenarbeit ein. Mit ihrer anderen halben Dienststelle arbeitete sie als Dekanatsjugendreferentin im Jugendwerk Augsburg mit dem Schwerpunkt Partnerschaftsausschuss und Jugendbegegnungen mit Tansania. Ihr Dienst in der Paarstadt endete am 31. August 2020. Aus familiären Gründen kehrte sie nach Franken zurück.
Die Corona-Pandemie stellte Pfarrer Stahl mit der Kirchengemeinde Aichach/Altomünster vor besondere Herausforderungen. Ab Mitte März 2020 wurde seitens der Bayerischen Staatsregierung ein allgemeines Veranstaltungsverbot verfügt, das auch Präsenzgottesdienste mit einschloss. Alle im Gemeindebrief angekündigten öffentlichen Veranstaltungen fielen den erlassenen Beschränkungen zum Opfer, so auch die Aufführung schon einstudierter Kindermusicals als Potpourri (Abraham und Sarah, Josef, Esther, David, Mose, Jona).
In der Zeit des so genannten ersten Lockdowns musste Pfarrer Stahl auf Angebote über das Internet ausweichen. Zusammen mit seiner Frau, seinem Sohn, Vikar Andreas Stahl, und dessen Partnerin hielt er Online-Gottesdienste über YouTube, die im Altarraum der Kirche digital aufgenommen und auf der Homepage der Kirchengemeinde ins Netz gestellt wurden. Desgleichen veröffentlichte er auf der Homepage über sieben Wochen lang „Gute Gedanken für diesen Tag“. Junge Familien mit ihren Kindern im Alter von 1 – 7 Jahren wurden im Rahmen der „Brezengottesdienste“ mit biblischen Geschichten und Liedern auf YouTube versorgt.
Gemeinsam mit dem katholischen Amtskollegen, Stadtpfarrer Herbert Gugler, hielt Pfarrer Stahl sonntäglich ökumenische Abendandachten, die ebenfalls übers Internet empfangen werden konnten. Das ökumenische Miteinander wurde gerade in der Corona-Zeit durch weitere Aktionen gestärkt, nämlich durch wöchentliche Andachten während der Bayerischen Landesausstellung 2020 und durch vier „Ökumenische Andachten zum Advent“.
Ab dem 4. Mai 2020 wurden von der Regierung des Freistaates unter strengen Auflagen (Mindestabstand, Maskenpflicht, beschränkte Besucherzahl, zeitliche Begrenzung) wieder Präsenzgottesdienste zugelassen. Darüber hinaus hat die bayerische Landeskirche noch ein zusätzliches Schutzkonzept erarbeitet, um das Infektionsrisiko in Gottesdiensten zu minimieren. Wenn viele Gottesdienstbesucher zu erwarten waren, organisierte Pfarrer Stahl Freiluftgottesdienste im Schlosspark von Haslangkreit, zu Weihnachten und Ostern am Grubet oder auf der Wiese hinter dem Altomünsterer Gemeindezentrum, die jeweils großen Anklang fanden.
Um den Kontakt zu den Gemeindegliedern ohne Internetzugang aufrechtzuerhalten, wurden Sonderausgaben des Gemeindebriefs „Klopfzeichen“ herausgegeben und auf dem Postweg zugesandt. Die gewohnten Gottesdienste in den Seniorenheimen fanden nun im Freien als Garten- oder Balkongottesdienste statt, wobei Pfarrer Stahl stets seine Gitarre als ständigen Begleiter dabei hatte. Das Begleitinstrument samt Verstärker kam ihm auch bei besonderen Veranstaltungen wie dem Volksliedersingen im Garten (Altomünster) oder an der Paar (Aichach) zustatten. Mit schmissigen Melodien und kräftiger Stimme wusste er die Besucher zu begeistern und die trüben Geister der Coronazeit zu verscheuchen.
Dank dieser Angebote und Aktionen gelang es Pfarrer Stahl, die Gemeinde gut durch die Corona-Krise zu führen und ein lebendiges Gemeindeleben aufrechtzuerhalten.
In zwei Gottesdiensten im Juli 2021 wurde Pfarrer Winfried Stahl feierlich verabschiedet. Im ersten Gottesdienst im Schlosspark zu Haslangkreit konnten sich die Gemeindemitglieder für elf Jahre fruchtbaren seelsorgerlichen Wirkens bei ihrem Gemeindepfarrer bedanken. Auch die Politprominenz rühmte die gute Zusammenarbeit: Im Beisein von Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann und Landrat Klaus Metzger trug sich Pfr. Stahl ins Goldene Buch des Landkreises ein.
Im zweiten Gottesdienst im Gemeindezentrum Altomünster – mitgestaltet von zwei Kindern des Ehepaares Stahl, nämlich Pfrin. Hanna Stahl und Pfr. Andreas Stahl – folgte die offizielle Verabschiedung: die Entpflichtung Pfarrer Stahls von seinem segensreichen Dienst durch Dekan Frank Kreiselmeier. Der Senior des Pfarrkapitels Augsburg, Christian Agnethler, verlas dazu die entsprechende Urkunde. Anschließend nahmen Amtskollegen, Vertreter des Kirchenvorstands, der Jugendband und Sprecher des Jugendchors die Gelegenheit wahr, sich für seinen unermüdlichen Einsatz zum Wohle der Gemeinde zu bedanken, vor allem für seine Gabe, Brücken zu bauen zwischen den Religionen und über die Generationen hinweg. Gemeinsamer Tenor aller Bekundungen war, dass Pfr. Stahl es verstanden hat, mit Musik und Gesang Jung und Alt zu begeistern.
Zurzeit leben im gesamten Kirchensprengel Aichach-Altomünster ca. 4000 evangelische Christen. Der Anstieg ist vor allem auf den Zuzug junger Familien und vieler russlanddeutscher Gemeindeglieder in den neunziger Jahren zurückzuführen.
Pfarrer unserer Gemeinde seit 1947
Stand: Sept. 2021